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Kaffee – ein Lieblingsgetränk mit bitterem Beigeschmack

  • Autorenbild: Bianca Heinicke
    Bianca Heinicke
  • 27. Apr.
  • 7 Min. Lesezeit


Ich liebe Kaffee. Und da bin ich mit 100%iger Sicherheit nicht die Einzige hier!

Auch, wenn ich ihn erst lieben lernen musste :D

Als ich damals mein FSJ in einer geschlossenen Psychiatrie machte und plötzlich im Schichtdienst arbeitete, machte ich die ersten Versuche, Kaffee zu trinken. Erst Kakao-Cappuccino. Dann Latte Macchiato. Irgendwann Jahre später wurde schwarzer Kaffee und Espresso zu meiner Lieblingsversion des schwarzen Getränks.

Heute trinke ich am liebsten Cappuchino (natürlich mit pflanzlicher Milch 😉) und kann mich riesig darauf freuen. Ob es ein Cappuccino am morgen ist, um gemütlich in den Tag zu starten, oder ein Cappuccino im Cafè und mit Freunden.

Früher war Kaffee durch seinen Koffeeingehalt für mich eher ein Mittel zum Zweck, da er mir half mich etwas fitter und motivierter durch den Tag zu manövrieren.

Heute konsumiere ich ihn deutlich achtsamer und vor allem keine 10 Espressi mehr am Tag.


Früher machte ich mir gar keine Gedanken darüber, welchen Kaffee ich kaufte. Ich zweifelte sogar daran, dass man tatsächlich einen Unterschied zwischen verschiedenen Bohnen schmecken könne. Ich ging in den Supermarkt und kaufte einfach welche, am besten preiswerte. Heute weiß ich, dass all diese Aussagen falsch sind.

Ich bin eine kleine Kaffeeliebhaberin geworden, habe meine Lieblingsbohnen, eine wirklich sehr tolle Kaffeemaschine und zelebriere jede Tasse, die ich mir zubereite. Und vor allem kaufe ich keine günstigen Kaffeebohnen mehr von großen Konzernen im Supermarkt.

Denn wie bei so vielen Dingen in unserem Leben, fehlt uns oft die Aufklärung und die Weitsichtigkeit, wenn es um Dinge geht, die wir konsumieren oder kaufen.

Also habe ich mich vor einiger Zeit angefangen, sehr intensiv mit dem Thema Kaffee und Kaffeeanbau zu beschäftigen und bin auf wirklich teilweise sehr schockierende Fakten und Infos gestoßen, die meinen Blick auf dieses Produkt völlig zerrüttelt und geändert haben.

Mir war nicht bewusst, was alles hinter meinen Kaffee steckt und worauf man bei diesem Thema alles achten sollte.

Deswegen ist es mir auch ein Herzensthema, das ich gerne mit euch teilen möchte. Denn ich kenne wirklich fast niemanden, bei dem täglich nicht mindestens eine Tasse Kaffee zum Leben gehört.

Ich finde es einfach ganz toll, sich immer weiterzuentwicklen und deswegen ist es mir total wichtig, ein paar wirklich krasse und wichtige Infos und natürlich auch positive Lösungs- und Verbesserungsansätze mit euch zu teilen. 💚



Kaffee – Ein Kulturgut

Kaffee ist viel mehr als nur ein Wachmacher. Er ist ein Symbol. Für Genuss, für Pausen, für Gespräche, für Gemeinschaft.

Seine Geschichte beginnt im 9. Jahrhundert, vermutlich in Äthiopien. Der Legende nach entdeckte ein Hirte namens Kaldi, dass seine Ziegen besonders lebhaft wurden, nachdem sie die roten Beeren eines bestimmten Strauchs gefressen hatten.

Mönche nutzten die Früchte später, um bei nächtlichen Gebeten wach zu bleiben – und so begann der Siegeszug des Kaffees.

Im 15. Jahrhundert breitete sich der Kaffeeanbau über den Jemen in die arabische Welt aus – von dort gelangte er nach Europa. Im 17. Jahrhundert entstanden in Städten wie Istanbul, Venedig, London und Wien die ersten Kaffeehäuser: Orte des Austauschs, der Literatur, der Politik, der Aufklärung.


Bis heute ist Kaffee ein soziales Ritual: Wir treffen uns auf einen Kaffee, wir genießen ihn morgens als Moment für uns selbst, oder trinken ihn im Büro als Begleiter durch den Tag. Kaffee verbindet Menschen.

Doch genau darin liegt auch eine gewisse Gefahr: Wir trinken ihn oft nebenbei, automatisch, gedankenlos. Dabei wäre gerade dieser Moment eine gute Gelegenheit, innezuhalten – und uns bewusst zu machen, was Kaffee wirklich ist: ein Naturprodukt, ein Luxus, ein global verknüpftes Kulturgut.


Und leider auch eine immer größer werdende Gefahr für Mensch, Tier und Natur.


Kaffee – ein weltweites Geschäft mit drastischen Folgen


Jeden Tag werden weltweit rund 2,5 Milliarden Tassen Kaffee getrunken. In Deutschland sind es im Durchschnitt über 160 Liter pro Kopf und Jahr – mehr als Mineralwasser, Bier oder Cola.


Bevor wir uns die Fakten etwas genauer anschauen, müssen wir erstmal begreifen, wie gigantisch der Kaffeehandel eigentlich wirklich ist:


Kaffee ist seit Jahrzenten eines der wichtigsten Handelsgüter der Welt.


  • Jährlich werden über 11 Millionen Tonnen Rohkaffee produziert.

  • Das entspricht rund 170 Millionen 60-kg-Säcken (Stand: 2023, Quelle: International Coffee Organization).

  • Die größten Exporteure sind Brasilien, Vietnam, Kolumbien, Indonesien und Äthiopien.

  • Die globale Kaffeeindustrie ist rund 230 Milliarden US-Dollar schwer.


Was aber kaum jemand sieht: Diese Zahlen haben einen ökologischen und sozialen Preis, den vor allem andere zahlen.


1. Wegen Kaffee brennt der Regenwald


Dass für riesige Plantagen Wälder und vor allem auch der Amazonas und der Regenwald gerodet werden, wusste ich selbstverständlich. Aber im Bezug auf Kaffee war mir dies eine völlig neue und schockierende Info.

Kaffee wächst in tropischen Regionen – genau dort, wo auch unsere letzten großen Regenwälder stehen. Um Platz für Plantagen zu schaffen, werden in Ländern wie Brasilien, Honduras oder Indonesien jedes Jahr zehntausende Hektar Regenwald abgeholzt.


Beispiel Brasilien:

  • Im Bundesstaat Minas Gerais wurden innerhalb von nur 10 Jahren rund 28.000 Hektar Regenwald für Kaffeeplantagen zerstört.

    Das entspricht mehr als der Fläche von ca. 40.000 Fußballfeldern!!!!! 😨

Diese Abholzung hat gravierende Folgen:

  • Verlust von Biodiversität: Der tropische Regenwald gehört zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde. Wird er gerodet, sterben unzählige Pflanzen- und Tierarten. Denn mit jedem gefällten Baum verschwinden Lebensräume und Tiere sterben.

  • Klimawandel: Bäume sind wichtige CO₂-Speicher. Ihre Vernichtung in solchen Ausmaßen beschleunigt die Erderwärmung drastisch.

  • Wasserhaushalt: Wälder regulieren das Klima und speichern Wasser – ohne sie drohen große Dürren.


2. Monokulturen & Chemie: Landwirtschaft gegen die Natur


Wusstet ihr, dass Kaffee usprünglich im Schatten anderer Pflanzen und Bäume angebaut wurde? Es war mal ein harmonischen Miteinander. Doch die industrielle Landwirtschaft will mehr Ertrag, alles soll schneller und billiger werden. Und die Industire soll immer reicher werden. Also weg mit den Bäumen.

Moderne Kaffeeplantagen setzen auf Monokultur – großflächig, einheitlich, ohne Rücksicht auf die Natur. Diese Anbaumethode bringt Ertrag, aber fordert die Natur heraus:

  • Pestizide, Herbizide und chemische Dünger werden im Übermaß eingesetzt.

  • Der intensive Anbau laugt den Boden aus, schädigt das Mikroklima und verursacht massive Bodenerosion – besonders in Hanglagen.

  • In vielen Regionen gelangen Chemikalien ungefiltert in Flüsse und Grundwasser und beeinträchtigen damit das Leben tausender Menschen.


3.Ausbeutung im Kaffeeanbau

Was mich auch sehr getroffen hat, waren die Geschichten der Kaffeebäuer:innen, die oft weniger als 1€ am Tag verdienen. Die oft keinen Zugang zu Bildung, medizinischer Versorgung oder fairen Preisen haben. Viele arbeiten ohne Schutzkleidung, ohne Rechte. Kinderarbeit ist oft keine Seltenheit und ist vor allem in Westafrika, aber auch in Teilen Südamerikas weit verbreitet.

Hinter jeder Bohne steht ein Mensch. Ein:e Arbeiter:in. Ein Kind. Eine Familie.

  • 80 % des weltweiten Kaffees stammen von Kleinbauern – viele leben unterhalb der Armutsgrenze.


Und jetzt kommt eine Info, die mich wirklich sehr schockiert hat.

Kaffeebohnen werden an der Börse gehandelt, wie Öl oder Gold! Wie verrückt ist das bitte?

Große Unternehmen und Konzerne spekulieren und drücken dadurch die Preise, während die Bäuer:innen selbst kaum überleben können!


  • Der Weltmarktpreis für Kaffee schwankt stark – durch Börsenspekulationen. 2021 lag er zeitweise bei unter 1 Dollar pro Pfund. Das deckt oft nicht einmal die Produktionskosten.


Und wir? Wir kaufen ein Kilo Bohnen für unter 10 Euro im Supermarkt...


  1. Ein Getränk auf der Flucht vor dem Klimawandel

Ironischerweise ist der Kaffeeanbau selbst massiv vom Klimawandel bedroht:

  • Bereits jetzt gilt rund die Hälfte der Anbauflächen als gefährdet.

  • Steigende Temperaturen, Dürre, neue Schädlinge und Pilze bedrohen die Ernte.

  • In vielen Regionen müssen Anbaugebiete in immer höhere Lagen verlegt werden – was erneut zur Abholzung bisher unberührter Wälder führt.

Eine Studie der Universität Zürich prognostiziert, dass bis 2050 bis zu 50 % der heutigen Kaffeeanbauflächen ungeeignet sein könnten.

Vor allem in Brasilien, dem größten Arabica-Produzenten der Welt, könnten bis zu 97% der Anbauflächen bis 2050 nicht mehr gegeignet sein.


  1. Bewusst genießen – auch für unseren Körper



Kaffee beeinflusst nicht nur die Umwelt und Gesellschaft, sondern auch unseren Körper – positiv sowie auch herausfordernd:


Koffein – Freund und Feind zugleich

  • Koffein ist ein natürliches Alkaloid, das stimulierend auf unser Nervensystem wirkt.

  • Es erhöht die Aufmerksamkeit, verbessert kurzfristig die Konzentration und kann sogar die Stimmung aufhellen.

  • Aber: Zu viel davon kann Unruhe, Schlafstörungen, Herzklopfen oder Abhängigkeit auslösen. Die individuelle Toleranz ist sehr unterschiedlich – was für den einen anregend ist, wirkt beim anderen schon stressig.

Die empfohlene Tagesdosis liegt laut EFSA bei maximal 400 mg Koffein pro Tag, was etwa 3–5 Tassen Kaffee entspricht (je nach Stärke).


Kaffee & Übersäuerung

Kaffee gehört zu den Lebensmitteln, die im Körper sauer verstoffwechselt werden. Das bedeutet nicht, dass Kaffee „sauer schmeckt“, sondern dass beim Abbau bestimmte saure Stoffwechselprodukte entstehen.

In der Diskussion um Übersäuerung gilt:

  • Ein überwiegend säurebildender Lebensstil (viel Zucker, Fleisch, Fertigprodukte, wenig Bewegung, wenig frisches Gemüse) kann das natürliche Säure-Basen-Gleichgewicht des Körpers belasten.

  • Kaffee allein ist aber nicht das Problem, sondern eher ein Puzzleteil im Gesamtbild.

Wichtig zu wissen: Ein gesunder Körper kann kurzfristige Säurelasten ausgleichen – vor allem, wenn du dich insgesamt ausgewogen, basenreich und pflanzlich ernährst. Dann kann Kaffee problemlos Teil deines Alltags bleiben, ohne deinen Organismus zu überfordern.


Achtsamkeit im Kaffeekonsum heißt also:

  • Nicht nur darauf achten, woher dein Kaffee kommt, sondern auch wie viel und wann du ihn trinkst.

  • Deinen Körper beobachten – braucht er gerade Energie oder eher Ruhe?

  • Kaffee als Genussmittel verstehen, nicht als Dauerlösung gegen Müdigkeit.

  • Und vor allem: Dir selbst gut tun, ohne dabei andere oder die Natur auszubeuten.


Und jetzt? Kaffee aus dem Kopf und aus dem Herzen?

Nein. Ich trinke immer noch Kaffee. Aber nicht mehr achtlos. Nicht mehr jede Sorte. Nicht mehr in Massen.

Ich suche nach Alternativen: Bio-zertifiziert, fair gehandelt, transparent produziert. Ich trinke weniger, bewusster, und genieße mehr. Weil ich jetzt weiß, was in einer einzigen Tasse alles stecken kann: Schweiß, Schmerz, Hoffnung, Regenwald, Kinderarbeit, Zukunft.


Sehr philosophisch betrachtet finde ich Kaffee auch ein wirklich schönes Sinnbild für unserer Gesellschaft: Wie wir ihn trinken, woher er kommt, unter welchen Bedingungen er angebaut wird – all das erzählt etwas über unser Verhältnis zu Konsum, zu Verantwortung, zu Mensch und Natur.

Dabei sollte Kaffee viel mehr ein Moment der Zärtlichkeit im Alltag sein. Ein warmer Schluck, der sagt: Du darfst kurz stehen bleiben. Eine Einladung an uns selbst, achtsam zu sein – mit uns, mit anderen, mit der Welt um uns herum.

Vielleicht ist es das, was Kaffee so besonders macht. Nicht nur der Geschmack. Sondern die Rituale, die Gespräche, das Gefühl, für einen Moment verbunden zu sein – mit der Welt, mit einem anderen Menschen, mit sich selbst.


Was du tun kannst – Werde jetzt aktiv

Du musst nicht auf Kaffee verzichten. Aber du kannst mitentscheiden, welchen Kaffee du trinkst:

  • Kaufe fair: Achte auf Siegel wie Fairtrade, Gepa, Naturland Fair oder Direct Trade.

  • Wähle Bio: Pestizidfreier Anbau schützt Menschen, Tiere und Böden.

  • Reduziere deinen Konsum: Weniger, aber besser.

  • Frage nach Herkunft: Kleine Röstereien mit transparenter Lieferkette unterstützen faire Strukturen.

  • Sprich darüber: Viele wissen nicht, was hinter dem Kaffee steckt. Du kannst das ändern. Also teile auch gerne den Artikel mit Menschen in deinem Umkreis, die viel Kaffee tinken :)




7 Comments


claudialiebermanncl5
May 01

Ich liebe die neue Bibi! Ich folge dir ja schon ewig und der neue Content ist vielleicht nicht mehr so bunt und unbeschwert aber dafür viel informativer. Ich trinke sehr viel Café und kaufe auch gerne hochwertigen Café, der natürlich teurer ist. Trotzdem war mir das Ausmaß der Problematik nicht bekannt. Vielleicht noch eine Erfahrung von mir: Viele Menschen da draußen müssen sehr aufs Geld achten und wählen desshalb günstige Produkte, die leider nicht immer nachhaltig und fair sind. Am besten kauft man desshalb Kiloweise. Es gibt Plattformen wo man als Gemeinschaft oder allein über Direktvertrieb kaufen kann. Da ist man ab Schritt 1 des Anbaus involviert. Natürlich ist es immernoch etwas teurer als im Supermarkt aber dafür trinkt man…

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Charlotte Hersener
Charlotte Hersener
Apr 30

Super wichtiges Thema!

Mit Kaffe ist es doch so ähnlich wie mit Schokolade?

Ich wünschte ich könnte nur noch Bio und nach Label einkaufen. Sich gesund zu ernähren ist echt teuer geworden... Als Studentin wird es immer schwieriger sich nicht nur noch von Nudeln mit Pesto ernähren zu müssen😅

Hast du Tipps wie man sich gesund und einigermassen umweltschonend ernähren und trotzdem gut Geld sparen kann?

Ich würde mich sehr über einen Beitrag oder vielleicht auch Rezepte freuen. Das wäre super toll!

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Elias Gähl
Elias Gähl
Apr 28

Heyyy, ich werde jetzt definitiv mich mehr mit dem Thema befassen. Du hast gerade mein Aufsehen erregt. (:


Eine Doku die ich gerade im Anschluss noch geschaut habe und die unbedingt empfehlen möchte, ist: "Kaffee - Geheimnisse eines Wundertranks" von Terra X - die Einzeldokus. ~ findet ihr u. a. in der ZDF Mediathek.


Schön Tag noch <3,

Elias

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Elias Gähl
Elias Gähl
Apr 28
Replying to

Um noch mal zu ergänzen, die Doku lenkt den Blick noch mal eher auf die Geschichte.. (:

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nathiluedtke
Apr 28

Super wichtiges Thema!! Ich bin auch erst nach und nach zur Kaffee-Liebhaberin geworden aber jetzt gehört es mit zu meinen liebsten Dingen. Über meinen damahligen Arbeitsgeber (eine Rösterei in Köln) habe ich jedoch auch noch folgendes gelernt: Direct trade ist nochmal besser als fairtrade, da so diese “Börse” und jegliche Zwischenhändler umgangen werden und die Bauern am meisten davon haben.

Und ganz wichtig zu beachten: für die Bio-Zertifizierung müssen die Bauern bezahlen. Das können sich jedoch nicht alle leisten, haben aber oft trotzdem alle Voraussetzungen. Es lohnt sich also, sich etwas mehr damit zu beschäftigen! :) ☕️

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Aileen Larissa
Aileen Larissa
Apr 27

Omg, wie grausam. Danke fürs mitteilen. Da achte ich in Zukunft definitiv drauf.🥺🙏

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